12.07.2021
Verkehrsführung - Langener Straße für Fahrradfahrer
Deshalb war der in der letzten Sitzungsrunde eingebrachte Antrag auch ausdrücklich so geschrieben, dass die Gemeindevertretung mir empfiehlt, den Abschnitt mit Einbahnstraße auch in die Gegenrichtung für Fahrräder freizugeben. Mehr als eine Empfehlung ist auch nicht möglich, da die Aufgabe der Verkehrsregelung vom Land an mich delegiert wurde, und das aus guten Grund. Denn Ordnungsfragen können nicht demokratisch diskutiert werden. Hier geht es um Sicherheitsaspekte, die auf der Basis von Fakten und Rechtsgrundlagen entschieden werden müssen.
Die Gemeindevertretung hat sich dennoch inhaltlich mit dem Antrag auseinandergesetzt. Dass sich trotzdem eine deutliche Mehrheit gegen den Antrag ausgesprochen hat, lag sicher auch an meiner Positionierung, die ich umfänglich begründet habe. Die Standardbreite für eine Straße sollte nicht unter 3 Meter liegen, weil bereits ein Standard-PKW mit Spiegel eine Breite von 2 Metern hat. Ein SUV kommt entsprechend noch auf ein paar Zentimeter mehr.
An der engsten Stelle beträgt der Abstand vom Reifen eines geparkten PKWs bis zur Bordsteinkante nur 2,20 Meter. Rechnet man den Spiegel noch mit ein, so müssen breitere Fahrzeuge schon auf den Bürgersteig ausweichen, damit sie keine parkenden Autos touchieren. Dieser Zustand an sich ist schon suboptimal. Hier nun noch die Gegenrichtung für Fahrräder freizugeben, ohne weitere Eingriffe in den ruhenden und fließenden Verkehr, ist schlichtweg unverantwortlich. Diese Eingriffe werden aber vom Antrag und von den anderen Befürwortern und Befürworterinnen nicht erwähnt. Diese unangenehme Botschaft überlässt man dann lieber mir als Zuständigem.
Auch ich würde von einer Freigabe profitieren. Mein Heimweg vom Rathaus mit dem Rad würde sich deutlich verkürzen, wenn ich durch die Langener Straße fahren könnte. Viele nutzen diese Strecke trotz Verbots bereits jetzt. Aber dann tun sie das auf eigenes Risiko. Wenn die Fahrbahn offiziell freigegeben würde, hätten die Verkehrsteilnehmer auch einen Anspruch darauf, dass es sicher ist. Dafür hafte ich persönlich.
Diesen Argumenten folgend, hat der größte Teil der Gemeindevertretung deshalb den Antrag abgelehnt.
Lassen Sie mich aber eins ganz klar kommunizieren: Die aktuelle Regelung ist auch kein Dauerzustand. Nicht nur wegen des Umweges für die Fahrradfahrer, sondern auch, weil die Strecke für viele Autos eigentlich zu eng ist. In diesem Straßenabschnitt muss sich etwas ändern. Grundsätzlich gibt es dafür unterschiedliche Ansätze:
1. Die einfachste Lösung wäre es, das Parken in dem Abschnitt zu verbieten. Dann müsste allerdings auch die Vorfahrtsregelung an der Ecke Langener Straße und Weedstraße geändert werden, weil es dort sonst zu unübersichtlichen Verkehrssituationen kommen könnte.
2. Die Straße wird, außer für den Anliegerverkehr, für Autos gesperrt. Auch dann ist kein Begegnungsverkehr für Fahrräder möglich, da sich nichts an Begegnungsverkehr und Parksituation ändert.
3. Etwas Anderes gilt für die dritte Option, aus der Strecke einen verkehrsberuhigten Bereich oder eine Fahrradstraße zu machen.
4. Abschließend wäre es auch denkbar den Abschnitt der Schulstraße zwischen Langener Straße und Kirchstraße für den Radweg gegen die Einbahnstraße freizugeben, weil auf dieser Strecke deutliche mehr Platz zur Verfügung steht.
Abschließend sei noch erwähnt, dass für die Sanierung der Gemeindestraßen, die wir spätestens im nächsten Jahr beginnen wollen, die Langener Straße relativ weit oben auf der Prioritätenliste steht. Etwaige Markierungen wären dann schon wieder neu aufzubringen, wenn die Fahrbahndecke erneuert ist.
Eine neue Regelung für diesen Abschnitt der Langener Straße gehört in ein Gesamtkonzept zur Verkehrsführung im Ort, das wir in der Verwaltung gerade erarbeiten. Veränderungen in der Beschilderung und gegebenenfalls Markierungen sollten erst nach einer Sanierung aufgebracht werden, um doppelte Kosten zu verhindern.
Es gibt also gute Gründe, hier keinen Schnellschuss zu machen, sondern sorgfältig mit dem Blick fürs Ganze zu planen und dann eine durchdachte Lösung umzusetzen. Eine einfache Freigabe ist hier nicht der Weisheit letzter Schluss.
Mit freundlichen Grüßen
Tobias Wilbrand
Ihr Bürgermeister